Eine Dachbahn, zwei Dachflächen, drei Arten der Lagesicherung.
Bei einem Objekt in Gelsenkirchen konnte eine EPDM-Dachbahnen ihre
vielfältigen Einsatzmöglichkeiten unter Beweis stellen.
Seit seiner Fertigstellung 1968 blickt das Iduna-Hochhaus im
Zentrum von Gelsenkirchen auf eine wechselhafte Geschichte zurück. Der Entwurf des
Gebäudekomplexes, der aus einem Hochhaus und einer zweigeschossigen Ladenzeile
besteht, stammt von der Büro-Partnerschaft Architekten Prof. Kraemer - Pfennig -
Sieverts KPS und entwickelte sich schnell zu einem Wahrzeichen der Stadt. Kraemer
war Professor in Braunschweig und Mitbegründer der Braunschweiger Schule. Gemeinsam
mit Pfennig und Sieverts plante er eine über mehrere Jahrzehnte hinweg eine ganze
Reihe architektonisch bedeutender Gebäude, darunter die Jahrhunderthalle in
Frankfurt. Bevor das Projekt in der Gelsenkirchener Altstadt zur Ausführung
kam, hatten Kraemer, Pfennig und Sieverts bereits Gebäude in Braunschweig und Münster
für die Iduna Versicherung realisiert.
Diente das Gebäude in den 80er Jahren noch als Postkartenmotiv,
so wechselten in den 90er Jahren mehrfach die Eigentümer. Sanierungsstau und
Leerstand gingen Hand in Hand. Dies änderte sich erst als das Objekt 2011 für
rund 10 Millionen Euro an einen schweizer Investor veräußert wurde, der bereit
war rund 2,5 Millionen Euro in die Sanierung zu investieren, um das Iduna-Hochhaus
wieder zu dem zu machen, was es über Jahrzehnte war. Ein Wahrzeichen für
Gelsenkirchen und ein attraktiver Ort für unterschiedlichste Gewerbetreibende.
Im Herbst 2012 begannen die umfassenden Sanierungsarbeiten an
der zweigeschossigen Ladenzeile. Für den Investor war eine neue,
leistungsfähige Dachabdichtung, die dauerhaft ein sicheres Flachdach
gewährleistet, von großer Bedeutung. Aus diesem Grund wurde auf der oberen Dachfläche
das alte Dachpaket vollständig bis auf die Stahlbetondecke entfernt und das
Dach von Grund auf neu aufgebaut. Der aktuelle Aufbau besteht aus einer
Dampfsperre V60 S4 plus Alu 01 auf Bitumen-Voranstrich, die während der
Bauarbeiten als Notabdichtung fungierte. Auf ihr wurden 140 mm EPS Dämmung mit
einem K-Wert von 0,35 (W/m*K) verlegt. Bei der Dachbahn entschied sich der
Bauherr für eine Firestone RubberGard EPDM-Dachbahn. Sie wird auf Basis eines
synthetischen Gummis hergestellt und ist dauerhaft elastisch und flexibel. Auf
die Zugabe von Weichmachern kann gänzlich verzichtet werden.
Da es folglich auch zu keiner Weichmachermigrierung kommen
kann, konnte die Dachbahn direkt auf der EPS Dämmung ausgerollt werden. Auf ein
Trennvlies – das bei der Verwendung weichmacherhaltiger Dachbahnen hätte
verwendet werden müssen – konnte ganz verzichtet werden.
Bei der Sanierung gab es die Vorgabe, dass das Dach wieder
bekiest werden musste. Was ein Problem darstellte, da die Auskragungen – die
auch gleichzeitig die Rand- und Eckbereiche des Gebäudes bilden - gar nicht in
der Lage wären, die Lasten aufzunehmen, die eine Windlastberechnung nach
heutigen Normen an Auflast für ein solches Dach fordern würde. Die Lösung des
Problems war die getrennte Berechnung und Befestigung der Rand- und Eckbereiche
und der restlichen Fläche des Daches. Die Rand- und Eckbereiche wurden
mechanisch befestigt. Die Fläche wurde hingegen mit einer fünf Zentimeter
dicken Kiesschicht gegen Windsog gesichert. Die Kiesschicht läuft aus optischen
Gründen bis in die Ecken, hat aber, was die Windlast betrifft, dort keine
technische Funktion. Der Nachweis der Windsogfestigkeit wurde für die Rand- und
Eckbereiche und die Flächenbereiche getrennt geführt.
Dabei überzeugte den Dachdecker besonders, dass RubberGard
Dachbahnen ohne Modifizierung für verklebte, mechanisch befestigte und
Auflast-Dachsysteme - einschließlich Gründächern – verwendbar sind. Da
technisch kein Unterschied zwischen Ober- und Unterseite besteht, ist ein sehr
ökonomisches Arbeiten möglich. Die bei diesem Projekt verwendete Bahn mit einer
Standardbreite von 6,10 Meter reduzierte die erforderlichen Längs- und
Quernähte auf ein Minimum und beschleunigt die Verarbeitung spürbar.
Bei der unteren Dachfläche handelt es sich um ein
teilgenutztes Dach. Ein Teil der Fläche wurde vor der Sanierung als
Außensitzfläche der Gastronomie genutzt und dies soll auch zukünftig wieder möglich
sein. Der Zustand des unteren Daches unterscheidet sich grundlegend von dem des
Oberen. Die untere Ebene wurde in den späten 90er Jahren saniert. Die dabei
eingebaute EPS Dämmung ist noch vollständig intakt und erfüllt die Vorgaben der
aktuellen ENEV. Bei der Sanierung war aber zu bedenken, dass noch nicht bekannt
ist, wie die neuen Mieter die Dachfläche nutzen werden. Man entschied sich
daher für eine vollflächige Verklebung der EPDM Dachbahn direkt auf der bituminösen
Abdichtungsebene. Entscheidendes Argument war, dass die gewählte
Befestigungsart die Windsogsicherung unabhängig von der Gestaltung der
Dachfläche durch Begrünung oder Belegung mit Holzbohlen oder Steinplatten sicherstellt.
Alle Anforderungen an die dauerhafte Abdichtung und Lagesicherung
erfüllt die Firestone EPDM-Dachbahn auf beiden Dachflächen ohne Modifikation. Es
kam nur eine Dachbahn zum Einsatz, was die Baustellenlogistik massiv
vereinfachte. Alle Verbindungen am Dach wurden mit dem von Firestone für die
RubberGard Dachbahnen entwickelten QuickSeam Nahtfügesystem ausgeführt. Der
Dachdecker verband dabei zwei Bahnen, indem er die Naht mit einem Primer
vorbehandelte und dann das QuickSeam Nahtfügeband zwischen die zu verbindenden
Bahnen einbrachte. Ein Vorgang, den man am besten als „kalte Vulkanisation“
bezeichnen kann.
Das spezielle QuickSeam Nahtfügesystem erlaubt es zudem, die
Randfixierung unter der Flächenbahn an der Aufkantung anzuordnen, was
einteilige Anschlüsse mit gefalteten Innenecken ermöglicht. Und auch bei der
mechanischen Befestigung bleiben die Befestiger unter der Bahn – alle
Bahnenbreiten können so bei minimaler Befestigeranzahl verarbeitet werden, was
bei diesem Projekt besonders wichtig war, da es sich um eine Stahlbetondecke
handelte. Zudem war dem Investor wichtig, dass auf der Baustelle weder eine
offene Flamme noch ein Heißluftschweißgerät zum Einsatz kam.
Die Sanierung des Iduna-Hochhaus Gebäudekomplexes zeigt auf anschauliche
Weise die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von EPDM-Dachbahnen. Zwei Dachflächen
mit einer Reihe unterschiedlicher Anforderungen an die Gestaltung der
Dachfläche und ihre spätere Nutzung wurden mit drei Befestigungsarten und „nur“
einer EPDM-Dachbahn überzeugend gelöst.
© db.i Public Relations Dietmar Bleck 2013
Bautafel:
Bauherr:
Eberthaus Grundbesitz GmbH & Co. KG
Ebertstraße 20
45879 Gelsenkirchen
Projektentwickler:
CI . Sadighpur Consulting & Investment GmbH & Co. KG
Neustädtische Kirchstrasse 7
10117 Berlin
Ausschreibung / Gutachterliche Beratung:
Oliver Scharfschwerdt Dachtechnik
Nietzschestraße 31
40822 Mettmann
Ausführung:
H. Gross Bedachungen GmbH
Scheffelstraße 47
40470 Düsseldorf